Glauben an Christus – eine gegenwärtige Verpflichtung

Wenn Menschen je verpflichtet sind, Christen zu werden, so muss diese Verpflichtung eine gegenwärtige sein. Der himmlische Befehl lautet: „Nun aber gebietet er [Gott] allen Menschen an allen Enden, Buße zu tun“ (Apg. 17,30); „So vertrage dich nun mit ihm und habe Frieden“ (Hiob 22:21); „Erwählet euch heute, wem ihr dienen wollt“ (Jos. 24,15).

Einerlei, welcher Natur die Pflicht sein mag, die uns auferlegt wird – es ist stets auch unsere Verpflichtung, ihr unverzüglich nachzukommen. Buße, Glaube, Hingabe an Gott und Gebet sind lauter gegenwärtige Pflichten. Es kann auch nicht eine einzige Schriftstelle gefunden werden, die den Aufschub dieser Pflichten auch nur für einen Augenblick rechtfertigt. So etwas zu erlauben, würde Gottes verunehren. Es wäre eine Aufhebung des göttlichen Gesetzes und ein Übersehen der Sünde. Das kann mit dem göttlichen Charakter nicht in Übereinstimmung gebracht werden. Wenn Gott einen Anspruch auf den Menschen hat, so muss dieser groß und zwingend sein. Er fordert nicht nur zum sofortigen Gehorsam auf, sondern gebietet diesen aufs ausdrücklichste. Er kümmert sich nicht um die Vorwände, die du zu machen pflegst. Angesichts all deiner eingebildeten Schwierigkeiten fordert er dich auf, unverzüglich zu ihm zu kommen und die angebotene Gnade anzunehmen.

„Wie lange hinket ihr auf beide Seiten?“ (1.Kön. 18,21). „O, dass sie weise wären und vernähmen solches, dass sie verstünden, was ihnen hernach begegnen wird!“ (5.Mose 32,29). „So bekehret euch doch nun von eurem bösen Wesen. Warum wollt ihr sterben?“ (Hes. 33,11). Das ist nicht nur die Rede des Wortes Gottes, sondern auch der Ruf des Heiligen Geistes: „Darum, wie der heilige Geist spricht: ‚Heute, so ihr hören werdet seine Stimme, so verstocket eure Herzen nicht‘“ (Hebr. 3,7-8). Jesus gebietet uns: „Darum seid auch ihr bereit; denn des Menschen Sohn wird kommen zu einer Stunde, da ihr’s nicht meinet“ (Mt. 24,44).

Die Zeit vergeht, der Tod mahnt, die Totenglocken warnen, der Himmel lockt und die Hölle droht. Alle rufen dem gedankenlosen, auf Irrwegen Gehenden zu: „Was du zu tun gedenkst, das tue bald!“

Womit könntest du, lieber Leser, deinen Aufschub noch länger entschuldigen? Werden die Anforderungen Gottes je deutlicher und klarer dargestellt werden? Wird dir das Heil je dringender angeboten werden? Wird dein Schöpfer die Ansprüche, die er an dich stellt, je annehmbarer machen? Wenn du überhaupt verpflichtet bist, Gott zu lieben, so muss es jetzt deine Pflicht sein; denn die Sünde ist jetzt ebenso schrecklich, wie sie es je sein wird. Wenn du verpflichtet bist, dich Christus zu ergeben und dich ihm anzuvertrauen, so muss das schon jetzt deine Pflicht sein. Denn außerdem, dass er dein gegenwärtiges Vertrauen verlangt, hat er auch das größte Recht darauf.

Was macht es dir zur Pflicht, in der Zukunft ein Christ zu werden – im Alter, auf dem Kranken- oder Sterbebett – das dich nicht schon jetzt, in diesem Augenblick, dazu verpflichtet? Ist es, dass die Gefahr dann für dich mehr bedrohlicher sein wird? Doch dadurch würdest du deine Verpflichtung Gott gegenüber nur auf deine eigene Sicherheit gründen. Diese beruht aber hauptsächlich auf dem Machtgebot Gottes und dem Verhältnis, das du ihm gegenüber als ein freies und verantwortliches Wesen einnimmst.

Jetzt ist die Zeit! Dies kann nicht nachdrücklich genug hervorgehoben werden. „Sehet, jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils!“ (2.Kor. 6,2) Jetzt bietet er dir das Heil an; jetzt fordert er dich auf, es anzunehmen, und er ist jetzt ebenso willig, es dir zu geben, wie er es jemals sein wird. Du brauchst nicht auf Gott zu warten, denn er hat schon lange auf dich gewartet, auf eine Gelegenheit, dir gnädig zu sein.

Mein lieber Leser, dein Zögern bringt dich nicht nur in große Gefahr, sondern vermehrt auch deine Schuld; denn es ist eine gefährliche Sache und eine schwere Sünde, dem Geiste Gottes zu widerstehen. Du magst wirklich beabsichtigen, in Zukunft Buße zu tun; aber Gott lässt sich auf solche Weise nicht zurückweisen. Das ganze Leben des unbußfertigen Sünders ist ein Leben ununterbrochenen Ungehorsams. Der Ruf zur Buße ergeht täglich an dich, und stets missachtest du ihn. Gott mahnt und ruft dich auf mannigfaltige Weise: durch sein Wort und seinen Geist, ja durch die Stimme deines eigenen Gewissens. Von den Gräbern der Abgeschiedenen, von den Erlösten in der Ewigkeit und von den Verlorenen in der Nacht der ewigen Verzweiflung ergeht dieser Ruf zur Buße an dich. Wie feierlich, ernst und nachdrücklich ist dieser Ruf! Aber ach! Wie lange wird er missachtet und wie schrecklich vernachlässigt!

Als Popilius auf Geheiß der römischen Obrigkeit von Antiochus verlangte, seine Armee von dem König Ägyptens zurückzuziehen, und dieser sich Zeit zur Überlegung erbat, zog der römische Gesandte mit seinem Schwert einen Kreis um ihn mit den Worten: „Gib mir eine Antwort, ehe du dich auch nur einen Schritt bewegst!“ Einen solchen Kreis möchte ich auch um dich, mein lieber zögernder Leser, ziehen und dir im Namen des ewigen Herrschers des Himmels und der Erde zurufen: „Gib mir eine Antwort, ehe du dich auch nur einen Schritt bewegst!“ Entschließe dich jetzt, während deine Augen auf diese Zeilen gerichtet sind – JETZT, während die Wahrheit auf dein Gewissen einwirkt. Dies ist nicht eine menschliche Botschaft oder eine menschliche Ermahnung, die wir an dich richten, sondern eine göttliche. Wir dürfen dir nicht mehr Zeit zur Überlegung erlauben, wie Gott selbst erlaubt. Er will, dass diese wichtige Sache schleunigst erledigt werden soll, und wir müssen uns daher ebenfalls beeilen.