Die Erlösung entspricht jedem Bedürfnis der Seele

Diese Tatsache offenbart auf wunderbare Weise die unendliche Weisheit und die göttliche Inspiration der Bibel. Kein anderes Buch in der Welt ist so lehrreich, interessant und unerschöpflich für Gelehrte und Ungelehrte, für Jung und Alt. Für die, welche Gott und die Wahrheit lieben, und besonders für die, welche in das Bild seines Sohnes verklärt wurden, seien sie gebildet und tiefsinnig oder ungebildet und einfach, ist dieses von Gott eingegebene Buch immer köstlich und eröffnet, so oft man es auch liest, bis ins hohe Alter hinein, immer neue und reiche Schätze göttlicher Weisheit. Wie wunderbar entspricht doch dieses inspirierte Buch der Erlösung den Bedürfnissen des Menschen!

In der ganzen Welt bestätigt die Erfahrung der Menschen immer wieder die Tatsache, dass zur Sühnung ihrer Sünden ein Opfer nötig sei. Überall ruht auf den Herzen der Menschen der Eindruck, dass der Zorn Gottes durch die Sünde hervorgerufen wurde. Und in fast allen heidnischen Ländern, wohin der Schall der göttlichen Wahrheit drang, fand man Menschen, die sich selbst allerlei Qualen auferlegten oder sogar ihre Kinder opferten, weil sie hofften, dadurch die beleidigte Gottheit zu versöhnen. Lieber Leser, nicht wahr, das Evangelium der göttlichen Erlösung ist wirklich eine frohe Botschaft für die in Sünde verstrickte Menschheit? Entspricht es nicht genau dem allgemeinen tiefempfundenen Bedürfnis des menschlichen Herzens nach einem Opfer für unsere Sünden? Wie gnadenreich sind doch die Worte dessen, der die Sünden und Schmerzen der ganzen Menschheit kennt und trägt! Wie wunderbar passen sie für unseren inneren Zustand und kündigen der bedrängten und schmachtenden Seele Hilfe an: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen“ (Mt. 11:28-29).

Betrachte diese unglückliche Welt: Sind nicht die Herzen der Menschenkinder gleich dem immer rastlosen Meer? Doch siehe, da ist Gottes Lamm, das unsere Sünden hinwegnimmt, der Friedensfürst, der die inneren Stürme der Furcht und Schuld stillt.

Und die unerforschliche Weisheit Gottes hat diese große Erlösung allen Menschen zugänglich gemacht. Weise und Verständige, wenn sie sich von Herzen demütigen, können hinzutreten und nicht nur eine vollkommene Erlösung erlangen, sondern auch wunderbare Schätze der Weisheit finden, nach denen sie dürsten. Die Einfältigsten und Ungelehrten werden keine Schwierigkeiten haben, sich die errettende Gnade Gottes anzueignen, sobald sie gewillt sind von dem zu lernen, der sanftmütig und von Herzen demütig ist.

Eine wunderbare Tatsache ist, dass die Erlösung auch die verborgendsten Krankheiten unserer inneren Natur heilt. Sie durchdringt und verändert alle Neigungen unseres inneren Wesens und reinigt die Quelle unserer Gedanken und Handlungen. Sie stellt ein vollkommenes Muster der Heiligkeit auf und bringt unsere Neigungen damit in Einklang. Sie fordert ein Leben, das völlig frei von Sünde ist, und erzeugt dieses reine Leben in uns.

„Das Gesetz konnte nichts vollkommen machen, aber es wird eine bessere Hoffnung eingeführt, durch welche wir zu Gott nahen“ (Hebr. 7:19). „Wenn das Blut von Stieren und Böcken und die Asche von der Kuh durch Besprengung die Verunreinigten heiligt zur Reinheit des Fleisches“, – die Menschen wurden dadurch äußerlich und nach dem Gesetzt als rein erklärt, – „wieviel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst ohne allen Fehl durch den ewigen Geist Gott geopfert hat, euer Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott!“ (Hebr. 9:13-14). Das Blut des Neuen Bundes reinigt also unser ganzes Wesen und bewirkt ein inneres Bewusstsein der Reinheit und moralischer Gesundheit.

Eine solche Erlösung benötigt unser gefallenes Menschengeschlecht. König David wurde von dem Versucher verführt, sein schönes Leben durch eine große Sünde zu verunreinigen. In seiner Demütigung sah er sich dann veranlasst, das menschliche Herz tief zu untersuchen und den verborgenen Ursachen solcher Sündenausbrüche nachzuforschen, die dem Wesen und den Grundsätzen der Gerechtigkeit völlig widersprechen. Und er kam zu dem Schluss: „Siehe, in Schuld bin ich geboren, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen.“ (Ps. 51:7, Elbf. Ü.) Durch den Sündenfall unserer Vorfahren hat sich die Neigung zur Sünde in allen Menschen fortgepflanzt. David empfand, dass er von dieser angeborenen Neigung gereinigt werden müsse: „Siehe, du hast Lust an der Wahrheit im Innern“ (V. 8). Um den Strom rein zu machen, muss man die Quelle reinigen. Und durch den Heiligen Geist prophezeite er von solch gründlicher Reinigung von der Sünde in seinem Gebet: „Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde; wasche mich, dass ich schneeweiß werde“; „schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen, beständigen Geist“ (Ps. 51:9.12).

Die Zeit flieht dahin ... Der Sohn Gottes erschien, um die Sünden durch sein eigenes Opfer hinwegzunehmen. Er kommt dem Begehren des menschlichen Herzens nach wahrer innerer Reinheit entgegen und spricht: „Ich will; sei gereinigt“. „Das Blut Jesu Christi ... macht uns rein von aller Sünde“ und „reinigt uns von aller Ungerechtigkeit“ (1.Joh. 1:7.9), was die angeborene Neigung zur Sünde miteinschließt.

Einige der alten Philosophen entdeckten und lehrten eine sehr reine und vollkommene Ethik (Sittenlehre). Doch sie bekannten aufrichtig, dass sie selbst nicht imstande wären, ihre eigene Lehre auszuleben, und noch viel weniger fähig wären, ihren Schülern die Kraft dazu mitzuteilen. Jesus, unser Herr und Heiland, übertraf alle diese Philosophen bei weitem, indem er die Menschen ein Gesetz lehrte, das wie kein anderes vollkommen ist, es selbst auslebte und auch allen seinen Nachfolgern die Kraft gibt ihm nachzuahmen. Er befähigt uns nicht nur vollkommen vor Gott zu wandeln, sondern hilft uns auch, dies auf eine leichte und natürliche Weise zu tun. Wenn vollkommene Heiligkeit im Innern wohnt, ist ein heiliges Leben genau so natürlich, wie es für einen guten Baum natürlich ist, gute Früchte zu bringen. O wie können wir Gott je genug für diese neue Schöpfung in Jesu, unserem Herrn, danken! Es mag selbst der Verdorbenste zu ihm kommen und diese Umwandlung aus der Sünde zur Heiligkeit erfahren.

Eine andere herrliche Tatsache ist, dass die Erlösung, die unseren Bedürfnissen so gut entspricht, uns nicht nur Gnade und Kraft gibt, so dass wir leicht allen Versuchungen zum Bösen widerstehen können, sondern auch eine Glückseligkeit, die unsere Herzen erfreut und uns gänzlich von allen sündlichen Genüssen entwöhnt. Die erlöste Seele ist durch den Genuss der himmlischen Liebe und heiligen Freude so vollkommen zufriedengestellt, dass die Lockungen dieser Welt für sie nicht nur alle ihre Reize verlieren, sondern ihr ganz zuwider sind. Alles Böse wird abgestoßen durch die unübertreffliche Freude an dem, was heilig und gut ist. Wie können wir nach dem unreinen Genuss der Sünde und dem „Brot des Frevels“ verlangen, wenn unsere Seele gewohnt ist „Brot der Engel“ zu genießen? Nehemia sagte: „Die Freude am Herrn ist eure Stärke“ (Neh. 8:10). Die Freuden der Erlösung geben der Seele die Kühnheit, alle angebotenen Vergnügungen der Sünde abzuweisen. Denke daran, der Herr ist mitten unter seinem Volk. „Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich“ (Ps. 16:11). Gottes Volk „soll ewige Freude haben“ (Jes. 61:7). Es ist wahr, dass das menschliche Herz für Freude und Glück geschaffen ist und darum sehr danach dürstet. Die Erlösung stillt diesen Durst völlig. Nichts anderes als völlige Erlösung vermag dies zu tun. „Und der Herr Zebaoth wird auf diesem Berge [seiner Heiligkeit] allen Völkern ein fettes Mahl machen, ein Mahl von reinem Wein, von Fett, von Mark, von Wein, darin keine Hefe ist ... Denn die Hand des Herrn ruht auf diesem Berge“ (Jes. 25:6. 10).

Wenn arme Sünder nur wüssten, dass die Liebe Gottes „Freude die Fülle“ gibt, Wohlgefallen an dem Willen Gottes in uns bewirkt und uns von jedem Verlangen nach den elenden Vergnügungen der Sünde befreit, dann würden sie gerne die Sünde für Erlösung und die Fronarbeit des Teufels für den friedvollen Dienst Gottes eintauschen.

Auch durch ihre bewahrende Kraft entspricht die Erlösung den Bedürfnissen der Seele. Durch seinen Tod sühnte Christus unsere Sünden, durch seine Auferstehung gibt er uns den Sieg über den Tod, und die Tatsache, dass er lebt, garantiert unsere Bewahrung: Weil er lebt, sollen auch wir leben. Darum konnte Judas seinen Brief schreiben „an die Berufenen, die geheiligt sind in Gott, dem Vater, und bewahrt in Jesus Christus“. Und Petrus bezeugt, dass wir „aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werden zum Heil, welches bereitet ist, dass es offenbar werde in der letzten Zeit“ (1.Petr. 1:5).

Viele arme Seelen zögern mit ihrer Übergabe an Gott aus Furcht, dass sie nicht bis ans Ende ausharren würden. O, lasst doch solche Befürchtungen fahren! Gottes Erlösung sorgt für eine immerwährende Bewahrung vor Sünde, und kein einziges Kind Gottes muss die traurige Erfahrung des Rückfalls in die Sünde machen. Die Heilung von der Sünde ist sowohl gründlich als auch beständig.

Das Heil in Christus Jesus mit ewiger Herrlichkeit entspricht völlig und immer allen Bedürfnissen der menschlichen Seele, es erneuert uns völlig, befriedigt all unser Verlangen und erhält uns triumphierend über die Sünde und tadellos vor Gottes Angesicht. Und dieses wirksame Heilmittel ist so wunderbar den Menschen angepasst, dass sowohl der Einfältigste als auch der Weiseste sich seiner Segnungen erfreuen kann. Alle zurechnungsfähige Menschen aus allen Völkern und unter allen Umständen können zu Christus kommen, erlöst und auf ewig durch ihn bewahrt werden, wenn sie auf seine Stimme hören und ihm folgen.