Gott dienen, wenn Gott schweigt

1. Hiob wurde geprüft: An einem Tag verlor er all seinen Besitz, all seinen Reichtum und alle seine Kinder; danach die Krankheit „von der Fußsohle an bis auf seinen Scheitel“. Oh, welche Schmerzen, welch ein Leid! Aber wenn ich das Buch Hiob lese, von Kapitel 3. bis 6. und dann Kapitel auf Kapitel: Hiob fragt, Hiob bittet, er fleht, er klagt, er bittet Gott um Antwort, aber Gott schweigt. Welches ist die größte Prüfung? Welches ist die schwierigste Probe? Mein Lieber, die Antwort überlasse ich dir.

Tage, Wochen, Monate im Ungewissen; so oft er fragt: „Wieviel ist meiner Missetaten und Sünden? Lass mich wissen meine Übertretung und Sünde. Warum verbirgst du dein Antlitz und hältst mich für deinen Feind?“ (Hiob 13:23-24). Und Hiob bekommt keine Antwort. Gott schweigt. Dennoch dient Hiob Gott und klammert sich an den Ewigen und ruft in seiner Qual: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!“ Und er dient weiter Gott, auch wenn keine Gebetserhörung, kein Trost, kein Wort kommt, auch wenn Gott schweigt.

2. Wenn es um Gebetserhörungen geht, auch bei dem Gebet um göttliche Heilung, dann sagen wir: Bei Gott sind drei Antworten möglich:

1. Gott kann „Ja“ sagen,

2. Gott kann „Nein“ sagen,

3. Gott sagt: „Warte“.​​​​​​​

Aber nun möchte ich noch eine vierte Möglichkeit hinzufügen: Gott kann schweigen, und wir bekommen keine Antwort.

Paulus schreibt an die Korinther von dem Pfahl im Fleisch, nämlich Satans Engel, der ihn mit Fäusten schlägt. „Dafür ich dreimal zum Herrn gefleht habe, dass er von mir wiche. Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“ (2.Kor. 12:7-9).

3. Lasst uns nun Mt. 15:23 aufschlagen: „Und er antwortete ihr kein Wort“. Jesus schweigt. Die kanaanäische Frau betet und schreit dem Heiland nach: „Ach, Herr, du Sohn Davids, erbarme dich mein! Meine Tochter wird vom Teufel übel geplagt!“ Und er antwortete ihr kein Wort! Jesus schweigt. Die Jünger reden. Aber der Heiland sagt kein Wort. Wie oft reden Menschen so vergeblich: „Lass sie von dir! Jage sie weg! Sie ist uns lästig. Schicke sie davon“. Die Frau aber betet, kommt zu Jesus, fällt vor ihm nieder und spricht: „Herr, hilf mir!“

Und dann sagt Jesus, sie sei ein Hund, ein Hündlein. Wenn ich das zu jemanden heute sagen würde, dann ärgert man sich, schimpft und kommt nie wieder zur Versammlung. Aber Jesus nennt sie „Hund“. Und sie betet weiter und sagt: „Ja, Herr, ich bin ein Hund, ich bin nicht wert! Ja, ich akzeptiere das; aber, Heiland, ich bin kein herumlaufender Hund, wie heute so viele Menschen, die von einer Kirche zur andern laufen. Aber ich bin ein Hund, der bei dir bleibt, unter deinem Tisch, Herr Jesus. Unter dem Tisch des Herrn, und hier bleibe ich und warte wie ein Hündlein, ob nicht ein paar Brosamen herunterfallen. Herr, ich bleibe zu deinen Füßen, an deinem Tisch, und nirgendwo anders werde ich Hilfe und Gnade suchen!“

Meine lieben Freunde! Sind wir auch bereit, Gott zu dienen, komme, was da wolle, umsonst und ohne Segen? Ach, es ist ja nicht umsonst: Es geht ja nur um eine Prüfungszeit! Aber sie kann schwer und schmerzlich werden und bis aufs Letzte gehen. Dann aber ergießt sich der Segen, öffnet sich der Strom der Gnade, und Gott überschüttet uns mit seiner Liebe.

Hiob erlebte dieses, als er für seine Freunde betete. Paulus erfuhr es, als er ganz alleine gelassen wurde, da stand der Herr ihm bei. Und wenn der Herr auch eine Zeit lang schweigt und kein Wort sagt, Geschwister, haltet aus und bleibt treu! Gott helfe uns allen!