Alles ist bereit

Als der Sohn Gottes vor über neunzehnhundert Jahren seinen Geist am Kreuz aufgab, sprach er: „Es ist vollbracht!“ (Joh. 19:30). Das, was in dem alttestamentlichen Zeitalter vorgebildet war, hat sich nun verwirklicht. Die Schrecklichkeit der Sünde mit all ihren Folgen war deutlich bloßgestellt. Dem übertretenen Gesetz und der Gerechtigkeit Gottes wurde volle Genüge getan und jedes Hindernis entfernt, so dass ein jeder freien Zutritt zum Gnadenthron hatte. Gott kann nun den Sünder, der mit bußfertigem Herzen zu ihm kommt, rechtfertigen und dennoch gerecht sein. Die schreckliche Strafe, die auf der Übertretung der göttlichen Gebote ruht, kann erlassen werden, ohne dass der Glanz des himmlischen Thrones getrübt wird. Das Heil der Menschen ist auf diese Weise möglich gemacht. Was wir selbst nicht tun konnten, das hat Christus, unser Stellvertreter, für uns getan. Durch sein Opfer am Kreuz hat er unsere Sünde gesühnt und allen, die ihm vertrauen, freie Rechtfertigung und immerwährende Gerechtigkeit erworben. Niemand braucht daher auch nur einen Augenblick länger ohne dies große Heil zu sein, denn es ist allen zugänglich: „Alles ist bereit, kommt zur Hochzeit!“ (Mt. 22,4).

Diese große Erlösung, die uns Christus mit seinem eigenen Blut erworben hat, wird nun allen auf das dringendste angeboten. Als Herolde des Kreuzes hat uns der Herr geboten: „Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur“ (Mk. 16,15).

Was sollen wir predigen? – „Das Evangelium“, die frohe Botschaft der Erlösung durch Christus.

Wo soll es gepredigt werden? – In „aller Welt“, wo immer Menschen gefunden werden.

Wem soll es gepredigt werden? – „Aller Kreatur“, allen Menschen ohne Unterschied, wer sie auch sein mögen, hoch oder niedrig, arm oder reich – alle sind unter der Sünde und der göttlichen Gnade bedürftig.

Auch zu dir, lieber Leser, wurde diese Botschaft des Heils gesandt. Du wohnst nicht in einem Land, wo heidnische Finsternis herrscht, nein, das Licht des Evangeliums hat deine Umgebung längst durchdrungen. Du wohnst in einem Land, das voller Bibeln und Kirchen ist. Der Schall des Evangeliums war einer der ersten Töne, die dein Ohr berührten, und der Name Jesu fast der erste, mit dem du bekannt wurdest. Ohne Zweifel wurde dir der gekreuzigte Christus schon oft vor Augen gestellt und du bist in aller Liebe ermahnt worden, auf ihn zu blicken und geistliches Leben von ihm zu empfangen. Vergebung, Frieden, Heil und ewiges Leben sind dir schon vielfach unter den günstigsten Bedingungen angeboten worden. Unter Bedingungen, die nicht nur Gottes würdig sind, der sie stellte, sondern die auch deinen Bedürfnissen und Verhältnissen angepasst waren. Es wird von dir nicht verlangt, dass du deine eigene Gerechtigkeit dir aneignen sollst, du brauchst kein Opfer mehr zu bringen, sondern nur zu glauben und dich retten zu lassen. Du brauchst dieses große Heil nur mit bußfertigem und aufrichtigem Herzen anzunehmen, und es ist dein eigen. Es wird dein in dem Augenblick, da du es annimmst.

Und dieses Anerbieten ergeht nicht nur ein- oder zweimal an dich, sondern wird tagtäglich erneuert. Das Zurückweisen eines einzigen Angebots ist eine Sünde – so groß, dass wir annehmen könnten, sie würde die Verdammnis eines Menschen besiegeln. Aber so ungern sieht es Gott, dass jemand verloren geht, dass er lange Geduld hat. Er wartet lange, um gnädig zu sein. An jedem Sonntag hörst du seinen Liebesruf und kein Tag vergeht, ohne dass dieser Ruf wiederholt wird. Versetze dich zurück in deine Kindheit. Das Heil wurde dir schon damals angeboten. In der Jugendzeit, im Mannesalter – bis auf diesen Tag, da du vielleicht schon alt bist, wurde dieses Angebot der göttlichen Gnade immer und immer wieder gemacht.

Doch Gott geht noch weiter. Es ist eine Handlung göttlicher Gnade und unaussprechlichen Erbarmens, dass er dir dieses große Heil anbietet. Aber nicht genug damit, er dringt in dich, es anzunehmen, er bittet dich, ihm Gehör zu schenken. Höre, wie dringend er mahnt: „So bekehret euch doch von eurem bösen Wesen. Warum wollt ihr sterben?“ (Hes. 33,11). „O dass sie weise wären und vernähmen solches, dass sie verstünden, was ihnen hernach begegnen wird!“ (5.Mose 32,29).

Und welche Anweisung hat er seinen Dienern gegeben? – „Nötigt sie hereinzukommen“. Dies bedeutet soviel wie: „Ladet sie nicht nur ein, sondern dringt in sie, versucht euer Bestes, sie zur Umkehr zu bewegen. Lasst nicht ab mit Bitten, lasst euch nicht abweisen.“ Als Boten Christi ist es unsere Pflicht, die Menschen in dringendster Weise aufzufordern, sich mit Gott versöhnen zu lassen.

Wie sehr ist doch Gott um dein Seelenheil besorgt! Er ist nicht nur willig, dass du gerettet werden sollst, sondern sein Herz verlangt und sehnt sich nach deinem Heil. Er lässt nichts ungetan und kein Mittel unbenutzt, dich zur Annahme des angebotenen Heiles zu bewegen. Er redet zu dir durch sein Wort, durch die Prediger des Evangeliums, durch seine wunderbaren Führungen und seine weise Vorsehung. Er redet zu dir durch seinen Geist. Alle diese rufen dir zu: „Komme zu Jesus, komme zum Himmel!“